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Erste Hilfe für die Seele

Ursula Kathriner und Markus Wenzel engagieren sich als Notfallseelsorgende. Sie sind zur Stelle, wenn Trost gebraucht wird. Sie treffen auf Menschen in Ausnahmesituation. 

Koordinator Peter Bromkamp freut sich mit Ursula Kathriner aus Henrichenburg und Markus Wenzel aus Lavesum (von links) über die gelungene Ausbildung. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Sie sind zur Stelle, wenn Trost gebraucht wird. Sie treffen auf Menschen in Ausnahmesituation. Sie bringen Zeit mit: die rund 60 Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop. Am Samstag, 12. Februar, erhalten zehn weitere Frauen und Männer ihre Beauftragung für diese ehrenamtliche Aufgabe. In den vergangenen Monaten haben sie sich im Notfallseelsorgezentrum Emscher-Lippe in Herten mit einer fundierten Ausbildung auf ihren Dienst vorbereitet. 

Zu den „Neuen“ gehören Ursula Kathriner aus Castrop-Rauxel-Henrichenburg und Markus Wenzel aus Haltern-Lavesum. Beide engagieren sich bereits ehrenamtlich. „Ich arbeite seit einiger Zeit bei der Telefonseelsorge mit und betreue für den Hospizdienst eine alte Dame“, berichtet Kathriner. Aber damit nicht genug. Die 65-Jährige möchte mehr machen. „Die Notfallseelsorge sehe ich als eine sinnvolle Ergänzung, auch mit Blick auf die Zeit, wenn ich nicht mehr berufstätig bin“, fügt sie hinzu. Ihr sei es ein Anliegen, gesellschaftlich wichtige Aufgaben zu übernehmen. „Müssten diese bezahlt werden, sind sie nicht zu finanzieren“, begründet sie ihr Ehrenamt. Auf ihre neue Aufgabe fühlt sie sich durch die mehrmonatige Ausbildung gut vorbereitet. „Wir haben viel gelernt. Ich bin gespannt, wie es in der Praxis ist“, gibt sie zu. 

Wenzel, der sich sowohl in der Hospiz- als auch in der Flüchtlingsarbeit in Haltern einbringt, ist über eine Bekannte aufmerksam geworden. „Sie hatte einen Artikel zur Ausbildung der Notfallseelsorger in der Zeitung gelesen und meinte, das könnte doch etwas für mich sein“, sagt der Chemiker schmunzelnd. Und damit habe sie recht gehabt. Er habe Kontakt zu Pastoralreferent Peter Bromkamp, der gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Uwe Heubach das ökumenische Angebot im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop koordiniert, aufgenommen. „Ich denke, dass ich eine gewisse Rationalität für die Situation mitbringe, aber ebenso Empathie, auch wenn ich selber noch nie etwas vergleichbares erlebt habe“, erklärt der 62-Jährige. 

Das kann Kathriner nur unterstreichen. „Für dieses Ehrenamt braucht man Ruhe, wenn man in eine unbekannte Situation hineinkommt. Aber es erfordert auch eine professionelle Distanz, ohne kalt zu sein“, bestätigt sie. Es helfe den Betroffenen nicht, wenn man selbst in Panik verfalle. Erste Hilfe für die Seele zu leisten sei eine dankbare Aufgabe. „Wir spenden Trost und sind als Menschen da. Darüber sind die Betroffenen froh. Es gibt keinen Erfolgszwang. Und wenn ich Fragen habe, kann ich immer auch jemanden aus dem Team anrufen“, ergänzt Wenzel. 

Die Situationen, in die die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger hineinkämen, seien sehr unterschiedlich. „Die Bandbreite reicht vom Überbringen einer Todesnachricht über häusliche Todesfälle, Suizid oder plötzlicher Kindstod bis hin zur Unterstützung in Katastrophensituationen“, nennt Bromkamp einige Beispiele. Darauf seien die Ehrenamtlichen, die eine Altersspanne von 30 bis 70 Jahren abdecken, in unterschiedlichen Einheiten vorbereitet worden. Zum Schulungsprogramm gehörten unter anderem Themen wie Biografiearbeit, Einführung in die Stress- und Psychotraumatologie, Kultur und Religionen, Umgang mit Kindern, Organisation und Sicherheitsaufgaben, aber auch juristische Rahmenbedingungen und die Zusammenarbeit mit den Rettungskräften von Polizei und Feuerwehr. „Wir haben unseren Kurs um ein Jahr verschoben, um ihn in Präsenz stattfinden zu lassen. Allerdings ist unser Schulungsraum zu klein, um wegen die empfohlenen Abstände der Corona-Pandemie einzuhalten. Doch wir konnten den Pfarrsaal der Gemeinde St. Antonius nutzen“, freut sich Bromkamp über die Unterstützung. 

Glücklich sind er und sein evangelischer Kollege, dass sich nun insgesamt 70 Notfallseelsorgende engagieren. „Wir decken einen großen Raum mit rund 750.000 Einwohnern ab, den wir in vier Regionen eingeteilt haben“, erklärt Bromkamp. Optimal sei ein 90-köpfiges Team, um eine Bereitschaft rund um die Uhr zu gewährleisten. Momentan leisteten die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger zwischen zwei und vier jeweils zwölfstündigen Dienste pro Monat.

Für das zweite Halbjahr planen Bromkamp und Heubach wieder einen neuen Kurs. Informationen und Ansprechpartner finden sich auf der Internetseite des Notfallseelsorgezentrums Emscher-Lippe unter www.notfallseelsorge-emscher-lippe.de.